Fonni und Umgebung

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Fonni

FonniFonni ist der am höchsten gelegene Ort auf Sardinien. Das Bergdorf hat etwa 4000 Einwohner und liegt 1000 m über dem Meeresspiegel. Die Anfahrt nach Fonni ist zwar landschaftlich sehr schön aber relativ unspektakulär, weil die Gegend eher hügelig wirkt.
Das historische Zentrum zieht sich an einem steilen Hang hinauf. Die Gassen werden teilweise sehr eng, ein Abbiegen mit dem Auto ist immer wieder kritisch. Lassen Sie deshalb ihr Fahrzeug am besten weiter unten stehen.
Außerhalb des Zentrums dominieren moderne Gebäude das Ortsbild.
Fonni eignet sich sehr gut als Ausgangspunkt für Wanderungen im Gennargentu-Gebiet. Auch ein ganz bescheidener Wintertourismus hat sich etabliert.
Die Einwohner leben hauptsächlich von der Weidewirtschaft an den umliegenden Berghängen.

Fonni, MuralesAn vielen Wänden sind schöne Malereien – sogenannte Murales angebracht.

Diese Gemälde unterscheiden sich stark von den berühmten Murales in Orgosolo.
Während dort hauptsächlich politische Botschaften an den Hauswänden prangen, sind es hier in Fonni sehr realistisch gehaltene Bilder vom Landleben in den Bergen und den religiösen Festen der Dorfbewohner (Foto).
Viele Murales liegen abseits der Hauptstraße, so dass es sich lohnt, ein wenig zu Fuß durch den Ort zu bummeln.

Kloster und Basilica Nostra Signora dei Martiri

Fonni, Basilika dei MartiriOberhalb der Piazza Europa steht ein Franziskaner-Kloster, das gemeinsam mit der zugehörigen Kirche einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Sardiniens ist.
Im Jahr 1610 stiftete die ansässige Familie von Don Stefano Melis den Baugrund an die Franziskaner. Das Familienwappen der Melis ist immer noch über dem Eingang zur Kirche angebracht.
Nach mehreren Unterbrechungen wurden Kloster und Kirche um 1633 fertig gestellt.
Die Kirche war ursprünglich der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht.
1702 wurde eine der drei Kirchenkapellen abgerissen und an ihrer Stelle bis 1706 eine weitere Kirche angebaut, die der Jungfrau der Märtyrer geweiht wurde.

Fonni, Basilika - InnenansichtDas Innere der Kirche ist mit mehr barocker Pracht versehen, als man in einem abgelegenen Bergdorf erwarten würde.

Die Statue der Madonna der Märtyrer steht über dem Altar. Sie wurde in Rom im 17. Jahrhundert angefertigt, wobei der Überlieferung nach zerkleinerte Knochen von Märtyrern und andere Reliquien verarbeitet wurden. Das Madonnenbildnis sollte der Kirche eine noch größere Bedeutung geben. Zu Ehren der Madonna findet jedes Jahr ein großes Fest in Fonni statt – die Sagra della Madonna dei Martiri. Es dauert vom ersten Sonntag im Juni bis zum darauffolgenden Dienstag. Dabei wird die Statue bei einer Prozession durch das Dorf getragen. Für interessierte Besucher ist dieses Fest eine gute Gelegenheit, die traditionellen Trachten der Einwohner zu sehen.
Die Christianisierung Sardiniens war wegen der uralten Traditionen und Rituale ein sehr mühseliger Prozess. In der Krypta der Kirche wird die Arbeit der Missionare auf einigen schönen Fresken dargestellt.

Fahrt zum Monte Spada und Bruncu Spina

Blick vom Bruncu SpinaWenn Sie von Fonni auf der SP 7 in Richtung Süden fahren, gelangen Sie weiter in das Gennargentu-Gebiet hinein. Nach etwa 5 km zweigt links eine Straße ab, die sich nach 1 km nochmals teilt.
Rechts geht es zum Bruncu Spina, links zum Monte Spada.
In den bewaldeten Hängen wurde der Naturpark „Donnortei“ angelegt, der einen kurzen Besuch lohnt.
Am unbewaldeten Nordhang des Monte Spada wird nach ausreichenden Schneefällen ein kleiner Skilift eröffnet. Diese Piste ist sehr gut für Kinder und Anfänger geeignet.

Monte SpadaDer Monte Spada ist der Hausberg von Fonni und kann problemlos bestiegen werden. Die wahrscheinlich leichteste Variante beginnt an der Straße zum Bruncu Spina, wo ein breiter Weg direkt zum Gipfelkreuz führt. (Foto)
Von oben haben Sie einen schönen Blick auf das Dorf und die umliegenden Berghänge.
Obwohl das Gennargentu-Massiv das höchste Gebirge Sardiniens ist, wirkt es weder schroff noch abweisend. Die sanft gerundeten Gipfel sind hervorragend für Wanderungen geeignet. Selbst im Hochsommer ist es hier oben meist angenehm kühl.

Der Skilift am Bruncu Spina

Der Skilift am Bruncu SpinaDer Abzweig zum Bruncu Spina führt in zahlreichen Kurven 10 km lang durch eine karge und einsame Hochgebirgslandschaft. Am Ende der Straße befinden sich ein Parkplatz und eine kleine Liftstation.
Der Skilift ist auf ganz Sardinien berühmt – ist es doch die einzige Piste, die im Winter sportliche Abfahrten bereithält.

In den milderen Jahreszeiten können Sie hier oben herrliche Wanderungen unternehmen. Ein Weg führt von der Talstation hinauf zum Gipfel des Bruncu Spina, der mit 1829 m der zweithöchste Gipfel Sardiniens ist.
Von dort gelangt man über einige Bergkämme bis zur Punta La Marmora (1834 m), dem höchsten Berg Sardiniens. Bei sehr guter Sicht soll man von oben die komplette Insel überblicken können.

Nuraghischer Komplex von Gremanu

Tempelanlage von GremanuDer Komplex nimmt insgesamt eine Fläche von etwa 7 ha ein. Er besteht aus den Resten einer nuraghischen Siedlung, einem Tempelbezirk und einer Brunnenanlage.
Die Ausgrabungen begannen 1989 und dauerten bis Ende der 1990er Jahre. Dabei wurde im oberen Bereich ein aufwändiges System aus Brunnen, gefassten Quellen, Kanälen und Becken für rituelle Waschungen gefunden.
Hier befindet sich auch der bisher einzige bekannte Aquädukt aus der Nuragher-Zeit.
Vermutlich entstand Gremanu ab dem 15. Jahrhundert v. Chr. auf einer bereits bestehenden Ansiedlung.
Etwa um 1000 v. Chr. wurden keine wehrhaften Nuraghe mehr gebaut, stattdessen entstanden Ansiedlungen in der Nähe von Tempeln mit Brunnen und heiligen Quellen, die den Göttern des Wassers geweiht waren.

Tempelbezirk von GremanuDer Tempelbezirk von Gremanu ist von einer Mauer umgeben und in mehrere Bereiche unterteilt.
Im Inneren stehen ein Megarontempel mit rechteckigem Grundriss und ein runder nuraghenförmiger Tempel. Letzterer diente neben seiner reinen Tempelfunktion auch als Gießerei für die Bronze-Statuetten, die hier ausgegraben wurden.
Diese Statuetten wurden vermutlich den Göttern dargebracht, ebenso wie die gefundenen Bronzeschwerter.
Im Tempel wurde auch Recht gesprochen, wobei die Götter über die Schuld des Angeklagten urteilen sollten. Alte Quellen berichten, dass der Angeklagte die Augen ins Wasser tauchen musste. Sah er danach besser, war er unschuldig – wurde er blind, war er schuldig.

Anfahrt: Gremanu ist im Gelände schwierig zu finden, weil die Gegend aus Weideland besteht und von Drahtzäunen durchzogen wird. Zudem ist hier (bisher) überhaupt nichts beschildert.
Biegen Sie ca. bei km 28 von der SS 389 zunächst in Richtung „Fonni/Passo Caravai“ ab und gleich nach der Ausfahrt auf die „alte“ SP 2 in Richtung „Pratobello/Orgosolo“. Nach etwa 600 m beginnt auf der linken Straßenseite hinter einem Tor ein Weg ins Tal. Nach dem Flüsschen halten sie sich links in südlicher Richtung und sehen bald die Mauern des Tempelbezirkes. (siehe Karte)

Die Gigantengräber von Madau

Gigantengrab MadauDie Grabanlage gehörte zur nuraghischen Ansiedlung von Gremanu.
Sie besteht aus insgesamt fünf Gräbern, von denen zwei noch sehr gut erhalten sind.
Vier der Gräber liegen nebeneinander in Form eines Amphitheaters mit Blickrichtung auf das Gennargentu-Massiv. Das fünfte Grab steht etwa 500 m entfernt im Nordwesten.
Von 1982-84 fanden hier Ausgrabungen statt und die Anlage wurde teilweise restauriert. Dabei wurden Gegenstände aus Keramik und ein Bronzearmband gefunden.
Anhand dieser Funde wurde die Anlage in das Ende der Bronzezeit datiert, etwa in das 14. – 13. Jahrhundert v. Chr.

Gigantengrab MadauAn den beiden fast intakten Gräbern kann man die Bauweise gut erkennen. Die Front wurde von einer bogenförmigen Mauer gebildet, in deren Mitte sich der Eingang befand. Dahinter liegt ein ca. 20 m langer Gang, der an beiden Seiten aus großen Steinplatten besteht. Die Abdeckung des Ganges erfolgte hier in Madau mittels kleinerer Steine, die ein Kraggewölbe bildeten. Auf diesem Gewölbe wurden dann noch weitere Schichten aus Erde und bearbeiteten Steinen gesetzt. Diese Bauweise unterscheidet sich von anderen Gigantengräbern Sardiniens, bei denen für die Abdeckung große Steinplatten verwendet wurden – wie z. B. bei Coddu Vecchiu oder S’Ena e Tomes.

Anfahrt: Madau liegt etwa 1,6 km nördlich von Gremanu (siehe Karte). Ebenso wie Gremanu ist es nicht von der Schnellstraße SS 389 zu erreichen, sondern nur von der „alten“ SP 2, die parallel verläuft. Die Anlage ist von der Straße aus gut zu erkennen.