Nuraghe Su Nuraxi

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Nuraghe Su NuraxiDer Nuraghe Su Nuraxi ist der größte und am besten erhaltene Nuraghen-Komplex von ganz Sardinien.
Die ursprüngliche Anlage wurde vor ca. 4000 Jahren errichtet, später mehrfach erweitert und zu einer gewaltigen Festung ausgebaut.
Die Bewohner konnten sich lange gegen Angreifer behaupten, erst den Puniern gelang um 600 v. Chr. die Eroberung.
Die Siedlung blieb bis ins 14. Jahrhundert bewohnt. Danach bedeckte sie sich langsam mit einer Erdschicht, die erst 1949 nach starkem Regen Teile der Anlage wieder freigab.
Von 1951 – 1956 wurde Su Nuraxi unter der Leitung des Archäologen Giovanni Lilliu ausgegraben.
Seit 1997 steht der Komplex unter dem Schutz der UNESCO als Weltkulturerbe – als einziges Bauwerk auf Sardinien.

Das Areal kann nicht individuell besucht werden. Es gibt sehr informative Führungen, die auch in englischer Sprache angeboten werden.

Nuraghe Su Nuraxi, HauptturmWie die meisten Nuraghen wirkt auch Su Nuraxi auf den ersten Blick eher unscheinbar. Bei der Anfahrt zum Parkplatz sieht die Festung eher wie ein großer Steinhaufen aus.
Bei der Besichtigung des Inneren werden jedoch die Dimensionen und die Leistungen der Baumeister deutlich.
Im Zentrum steht als ältester Teil der Mittelturm, der heute noch 15 m misst und ursprünglich wahrscheinlich 18 – 19 m hoch war.
Um den Turm herum liegt ein Innenhof, der von vier weiteren Türmen und einer hohen Mauer umgeben ist.
In diesem Hof befindet sich auch ein 20 m tiefer Brunnen, der bei Belagerungen lebenswichtig war.

Die vier Ecktürme sind alle zugänglich.
Ursprünglich hatten diese zwei Etagen, was an den übereinander liegenden Reihen von Schießscharten noch gut erkennbar ist.
Im nördlichen Turm befindet sich eine große Grube im Boden, die vermutlich zur Aufbewahrung von Vorräten diente.

Nuraghe Su Nuraxi, DorfÜber Treppen gelangt man auf die oberste Plattform des Hauptturmes.
Von dort hat man einen ausgezeichneten Blick auf die Festung und das davor liegende Dorf.
Von dieser Siedlung sind die Mauerreste von etwa 150 Rundhütten erhalten.

Die ersten Hütten lagen zunächst außerhalb des Mauerrings. Nach der Eroberung durch die Punier wurde die Mauer abgerissen und die Hütten bis an die alte Festung herangebaut.
Damit verlor Su Nuraxi seine militärische Bedeutung.

Backofen im Nuragher-DorfIn den Ruinen des Nuragher-Dorfes wurden zahlreiche Haushaltsgegenstände und Einrichtungen gefunden.
So sind in einigen Hütten noch die alten Herde, Backöfen, Backmulden und anderes erhalten.

Die Bauweise der Hütten änderte sich mit der Zeit.
Während bei den älteren Gebäuden noch große Basaltblöcke aufgeschichtet wurden, ging man später zur Verwendung von kleineren Steinen über. Diese wurden mit Mörtel verbunden.

Nuraghe Su Nuraxi, im DorfAuf dem Foto ist das Innere einer Rundhütte zu sehen, in der eine Sitzbank um ein großes Becken angeordnet ist. Der Eingang wurde mit einem Rundbogen aufwändig gestaltet.
Anscheinend war es ein Gemeinschaftsraum, der nach Aussagen der Führerin vermutlich als Sauna genutzt wurde.

Die engen Gassen zwischen den Hütten sind teilweise gepflastert und es wurden auch Abflussrinnen angelegt.

Nuraghe Su Nuraxi, KragsteineAm Rand des Geländes stehen zwei dieser seltsamen „Zäune“.
Es handelt sich um sogenannte Kragsteine, die während der Ausgrabungen gefunden wurden.

Wie auch alle anderen Nuraghen wurde Su Nuraxi damals ohne Mörtel errichtet und hielt allein durch das Eigengewicht der verwendeten Steine. Dabei wurden die Türme wegen der Statik so gebaut, dass sie sich nach oben verjüngten.
Um nun oben Platz für eine möglichst große Plattform zu schaffen (die vermutlich aus Holz bestand), wurden in die obere Steinreihe Kragsteine verbaut. Diese ragten nach außen und stützten als Konsole den Rand der überhängenden Plattform ab.
So war der Mauerbereich besser zu verteidigen.

Nach dem Freilegen des Nuraghe war die ursprüngliche Konstruktion nicht mehr vollständig. Deshalb wurde diese Besonderheit am Rande des Areals nachgebaut.
Man findet solche Kragsteine auch an anderen Nuraghen. Oft sind sie jedoch nur als reines Schmuckelement angebracht und haben keine architektonische Funktion.

www.fondazionebarumini.it/it/area-archelogica-su-nuraxi/