Aritzo

zur Karte von Aritzo mit den eingetragenen Sehenswürdigkeiten

AritzoAritzo liegt wunderschön an einem Berghang. Egal aus welcher Richtung Sie hierher kommen – die Fahrt ist lang und kurvenreich.
Ringsherum ziehen sich ausgedehnte Kastanien- und Haselnusswälder, die zu Wanderungen und Spaziergängen einladen. Eines der beliebtesten Ziele ist der Tafelberg Monte Texile. Von dort hat man einen sehr schönen Blick auf das Dorf und die umliegenden Berge.
Viele Sarden kommen während der Sommermonate nach Aritzo, um den heißen Temperaturen der Küstengegenden zu entgehen. Diese Tradition reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, weil man damals hier oben vor der gefürchteten Malaria sicher war. Damals hatte Aritzo mehr Hotels als Cagliari.

Ein guter Anlaufpunkt ist das Ufficio Turistico an der Hauptstraße (siehe Karte) Hier erhält man viele nützliche Informationen und auch eine Übersichtskarte mit allen wichtigen Einrichtungen.

Das Ethnographische Museum

Aritzo, Museum, KastanienEs wird auch als „Ecomuseo della montagna sarda o del Gennargentu“ bezeichnet und beherbergt eine umfangreiche Sammlung traditioneller Ausstellungsstücke.
Etwa 3500 Exponate geben einen Überblick über die verschiedenen sardischen Handwerke, das Leben der Hirten und die Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse.

In den umliegenden Wäldern wurden schon immer Kastanien (Maroni) und Nüsse gesammelt. Der Kastanie und den Nüssen wird auch jedes Jahr Ende Oktober ein riesiges, mehrtägiges Fest gewidmet – die Sagra delle Castagne e delle Nocciole.
Dann halten sich in dem 1300-Seelen-Dorf zehntausende Besucher auf. Es gibt Trachtenumzüge, sardische Spezialitäten und natürlich Kastanien, die über offenem Feuer geröstet werden.

Aritzo, MuseumDas Museum ist in mehrere Räume unterteilt, die jeweils verschiedenen Handwerken und Traditionen gewidmet sind.
So gibt es hier eine alte Schmiede, eine Sattlerei, landwirtschaftliche Geräte und zahlreiche typische Erzeugnisse der Umgebung.
Im Gang stehen einige Holztruhen aus Kastanienholz, die lange Zeit als Aussteuer-Truhen genutzt wurden. An den Wänden hängen viele historische Fotos, die einen Eindruck vom alten Sardinien vermitteln.
In einer nachgestellten Küche kann man sehen, wie die Hausfrauen früher arbeiteten. Im Raum daneben sind Geräte für die Verarbeitung der Wolle ausgestellt. (Foto)

Aritzo, SorbetDie Einwohner von Aritzo sicherten sich etwa ab 1600 eine zusätzliche Einnahmequelle. Sie legten an den Hängen des Monte Funtana Cungiada sogenannte Schneehäuser (sard. domus de su nie) an. Das waren kreisförmige Gruben mit Steinmauern, in denen der gesammelte Schnee gepresst und mit Farn, Stroh und Erde bedeckt wurde.
Die so entstandenen Eisblöcke brachte man im Sommer auf Pferden nach Cagliari und von dort teilweise per Schiff bis auf das italienische Festland. Das Eis diente zur Kühlung und auch zur Herstellung von Speiseeis.
Die Spanier hatten lange das Monopol auf den Eishandel und belegten diesen mit hohen Steuern. Mit der Einführung von Kältemaschinen ab den 1920er Jahren sank die Nachfrage und nach dem 2. Weltkrieg kam der Eishandel ganz zum Erliegen.

Hier in Aritzo entstand auch das Rezept für eine typische lokale Spezialität – das Zitronensorbet  „Carapigna“. Dessen Produktion war im Sommer nur durch die gelagerten Eisblöcke möglich und auf vielen Festen der Insel eine beliebte Attraktion.
Mit etwas Glück können Sie auch heute noch auf manchen Dorffesten die traditionelle Herstellung dieses Sorbets erleben. Auf dem Foto sind die Utensilien zu sehen, die dafür genutzt werden.

www.aritzomusei.it/

Das spanische Gefängnis „Sa Bovida“

Aritzo, spanisches GefängnisAn den Besuch im Ethnografischen Museum angeschlossen ist auch eine Besichtigung des ehemaligen Gefängnisses, das nur ein paar Minuten vom Museum entfernt ist.
Es wurde im 17. Jahrhundert während der spanischen Fremdherrschaft errichtet und bis etwa 1940 genutzt. Der Name „Sa Bovida“ (der Bogen) leitet sich von dem tunnelartigen Durchgang im Gebäude ab.
Wie alle historischen Gebäude in Aritzo wurde es aus Schiefer und Lehm gebaut. Die Stützbalken sind aus Kastanienholz.
Die hölzerne Tür wurde erst später eingebaut, damit die dahinter liegende Zelle besichtigt werden kann. Solange das Gefängnis als solches genutzt wurde, war an dieser Stelle alles massive Mauer.

spanisches Gefängnis, WachstubeAuf dem Foto ist die ehemalige Wachstube zu sehen. Von dort führen zwei Türen zu den Frauenzellen.
Die Männerzelle befindet sich darunter und war nur über die große Luke im Boden erreichbar. Die Gefangenen wurden über eine Leiter hinein und heraus gebracht.
Die kleine Luke diente nur der Beobachtung sowie der Versorgung mit Nahrung.
Unten in der Zelle hängen noch die Ketten, mit denen die Insassen an Decke und Wand gefesselt wurden.
In der Wachstube befinden sich zahlreiche Darstellungen und rituelle Gegenstände, die dem Thema Magie, Zauberei und Hexerei gewidmet sind. Magische Rituale und Verfluchungen waren seit langem ein fester Bestandteil des sardischen Volksglaubens – und sind es zum Teil heute noch.

Sa Bovida, InquisitionIn einem weiteren Raum, der direkt über dem Tunnel liegt, befindet sich das Verhörzimmer der Heiligen Inquisition, wo die sogenannten „peinlichen Befragungen“ durchgeführt wurden.
Dabei ging es wohl hauptsächlich um die Überführung von Hexen, Wahrsagern und ähnlichen „Verbrechern“, die der Kirche ein Dorn im Auge waren.
Es sind noch einige Folterinstrumente erhalten geblieben. An den Wänden hängen Darstellungen von Folterpraktiken und Hexenverfolgung.

Alles in allem ist ein Besuch des Kerkers sehr interessant, hinterlässt aber unweigerlich einen düsteren Eindruck.

Transmontana Cossatzu-Tascusì

in den Bergen bei DesuloWenn Sie Aritzo von Fonni aus anfahren oder nach Ihrem Besuch in diese Richtung wollen, sollten Sie unbedingt die „Transmontana Cossatzu-Tascusì“ oberhalb von Aritzo benutzen.
Diese Straße beginnt am Passo di Tascusì bei Desulo – dem zweithöchsten Gebirgspass Sardiniens. Sie führt dann durch eine sehr einsame Bergwelt, bis sie nach 16 km an der „Cantoniera Cossatzu“ südlich von Aritzo in die SS 295 einmündet. (siehe Karte)
Unterwegs haben Sie fast die ganze Zeit herrliche Ausblicke auf die Landschaft der Barbagia di Belvì.
Zudem ersparen Sie sich die ewige Kurverei auf der Strecke Desulo – Belvì – Aritzo, die vor allem bei viel Verkehr sehr nervig und zeitraubend sein kann.