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Hinterland von Orosei

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Gigantengrab S’Ena e Tomes

Gigantengrab S'Ena e TomesDie Grabanlage gehört zu den größten ihrer Art auf Sardinien.
Wie auch die Gräber in der Gegend von Arzachena stammt diese Anlage aus der Zeit der Nuragher.
Die gewaltige Steinstele am Eingang ist etwa 3,70 m hoch, dahinter erstreckt sich auf etwa 10 m Länge die mit schweren Steinplatten bedeckte Grabkammer.
Das Grab liegt völlig einsam inmitten niedriger Macchia auf einem Hügel.

Anfahrt: Von Orosei kommend zweigen Sie bei La Traversa von der SS 129 auf die SP 38 ab. (Richtung Lula, Bitti)
Nach etwa 4 km steht rechts ein Hinweisschild zur Anlage. Hier müssen sie Ihr Fahrzeug stehen lassen und noch etwa 500 m einem Trampelpfad folgen.

Das Nuragherdorf Serra Orrios

Nuragherdorf Serra OrriosSerra Orrios ist mit Abstand die größte Siedlung der Nuragher, die bisher auf Sardinien ausgegraben wurde.
Einen Nuraghen sucht man hier allerdings vergeblich. Die Ansiedlung entstand in der Spätzeit der Nuraghenkultur etwa zwischen 1200 bis 900 v. Chr.. Wie auch bei anderen Anlagen aus dieser Zeit wurden die Hütten in der Nähe eines Kultplatzes errichtet.
Dieser Kultplatz mit seinem Megarontempel ist auch heute noch von einer hohen Mauer umgeben. Der Begriff Megaron bezeichnet eine rechteckige Tempelform, die sich im alten Griechenland entwickelte. Es ist also durchaus möglich, dass es damals bereits zu Fremdeinflüssen anderer Kulturen kam. Von dieser Art Tempel sind nur 20 auf Sardinien bekannt.
Insgesamt sind in Serra Orrios etwa 100 Bauten freigelegt worden. Darunter sind 49 Rundhütten mit Nebengebäuden und 2 Megarontempel.

Serra OrriosDie Mauern der typischen Rundhütten hatten eine Wandstärke von etwa einem Meter. In der Mitte befand sich eine offene Feuerstelle, die in vielen Hütten noch erkennbar ist. Darüber wurde aus Holz und Zweigen ein kegelförmiges Dach errichtet.
Einige Wände haben eingearbeitete Nischen, die vermutlich der Aufbewahrung von Gegenständen dienten.
Die Siedlung wurde in den Jahren 1936-38 ausgegraben und 1986 nochmals gesichtet. Die dabei gefundenen Gegenstände sind im Archäologischen Museum in Dorgali ausgestellt. Sie können hier ein Kombiticket für Serra Orrios und das Museum kaufen.

Anfahrt: Serra Orrios liegt neben der SP 38, etwa 8 km von Dorgali entfernt (siehe Karte).  Wenn Sie von Dorgali kommen, fahren Sie zunächst Richtung Oliena und biegen nach Überquerung des Stausees rechts in Richtung SS 129 ab. Die Anlage ist auch relativ gut ausgeschildert.

www.sardegnaturismo.it/it/esplora/serra-orrios

Sorgente Su Gologone

Quelle Sorgente Su GologoneDie Quelle ist die größte und schönste auf ganz Sardinien.
Die Bekanntheit dieses kleinen Naturwunders hat nun allerdings dazu geführt, dass zumindest in der Hochsaison ziemlicher Betrieb herrscht und auch hier Eintritt kassiert wird. Dafür wird aber die schöne Anlage gut in Ordnung gehalten.

In einem kleinen schattigen Park können Sie sich ausruhen und auf dem Parkplatz Wasser aus der Quelle abfüllen. Auch Wohnmobil-Fahrer dürfen dort Wasser tanken.
Die ganze Umgebung ist wunderschön grün und bildet eine herrliche Oase aus Eukalyptusbäumen, Oleander und dem nahe vorbeiströmenden Fiume Cedrino. Eine Bar bietet Snacks und Erfrischungen an.

Wenn Sie vom Parkplatz aus dem Bach folgen, kommen Sie kurz darauf zu einer Felsspalte, aus der pro Sekunde bis zu 300 l Wasser strömen (je nach Jahreszeit).
Die mit dem kristallklaren, kalten Wasser gefüllte Spalte bildet einen kleinen Teich, der scheinbar endlos in die Tiefe reicht. Über dem Teich wacht die kleine Kirche Nostra Signora della Pietà.

Sorgente Su GologoneDas Wasser der Quelle stammt aus dem weit verzweigten Höhlensystem des Supramonte-Massivs. 1999 wollten Höhlenforscher die unterirdischen Wasserläufe genauer bestimmen. Sie gaben in der Höhle S’Edera bei Urzulei den grünen Farbstoff Uranin ins Wasser. Es dauerte etwa einen Monat, bis das Wasser mit dem Farbstoff die Höhlen des Supramonte durchquert hatte und hier an der Quelle wieder ans Tageslicht kam.

Das klare, 12°C kalte Wasser zieht seit langem die weltbesten Höhlentaucher an. Mehrfach wurde versucht, den Höhlenboden zu erreichen, wobei leider auch ein Taucher tödlich verunglückte. Dabei drang man im Lauf der Jahre bis in eine Tiefe von 135 m vor – ohne bisher den Grund erreicht zu haben.

Den Besuchern ist es streng verboten, hier zu schwimmen oder gar zu tauchen.

Am Fiume CedrinoUnterhalb der Kirche kann man den Abfluss der Quelle überqueren und eine schöne Wanderung am Ufer des Fiume Cedrino unternehmen.
Da die meisten Touristen in der Nähe der Quelle und an der Bar im Park bleiben, ist es hier schön ruhig.
Das Wasser ist klar, der Untergrund ist jedoch teilweise schlammig.
Je nach Jahreszeit schwankt die Höhe des Wasserspiegels um mehrere Meter, was sich an den Hochwassermarken der Felsen gut erkennen lässt. Wenn es der Wasserstand zulässt, werden hier von einer Kooperative Kanu-Touren angeboten.

Im Gegensatz zur Quelle gibt es am Fluss kein Badeverbot.

www.sorgentisugologone.it/

Sa Sedda ’e Sos Carros

Sa Sedda ’e Sos CarrosVon Su Gologone können Sie noch ein Stück weiterfahren und das Lanaittu-Tal besuchen.
Hier gibt es eine sehr interessante Ausgrabungsstätte und drei Höhlen zu sehen.
Aus dem Tal führt auch einer der Wanderwege hinauf zum Monte Tiscali.
Für die Besichtigung der einzelnen Stätten sind feste Schuhe zu empfehlen!

Der nuraghische Komplex von Sa Sedda ’e Sos Carros wurde erst 1977 entdeckt und 1993 teilweise ausgegraben. Die Anlage stammt aus der mittleren Bronzezeit und wurde etwa 1300 v. Chr. errichtet.
Zu besichtigen sind bisher einige Rundhütten und ein sehr gut erhaltenes Brunnenheilgtum.
In dem Komplex gab es Werkstätten zur Bronzeverarbeitung und es wurden auch etliche Kunstgegenstände aus Bronze gefunden.
In der Anlage befindet sich auch eine Art Altar mit den Resten von Bronzeschwertern, die vermutlich als Opfergaben hinein getrieben und vergossen wurden.

BrunnenheiligtumDas Brunnenheiligtum ist in seiner Art auf Sardinien einzigartig.
Die Wände bestehen aus sorgfältig geglätteten Kalkstein- und Basaltblöcken, wobei der Basalt extra hierher transportiert werden musste, da er hier nicht vorkommt.
An der Wand entlang verläuft eine Bank, über der sich kunstvoll gearbeitete Widderköpfe aus Kalkstein befinden.
Diese waren über Wasserleitungen mit einem weiter oben liegenden Bassin verbunden und aus ihren „Mündern“ floss das Wasser in ein großes Becken in der Mitte. Das Becken wurde aus einem einzigen Monolith gefertigt.
Das obere Bassin diente als Wasserspeicher und besteht aus großen Basaltblöcken, der Boden war mit Lehm abgedichtet.
Beeindruckend sind die Präzision, mit der hier gearbeitet wurde und das Wissen um die Errichtung hydraulischer Systeme.

Grotta sa Oche und Grotta su Bentu

Grotta sa Oche Diese beiden Höhlen können selbstständig besucht werden, für normale Besucher ist aber jeweils nur der Eingangsbereich zugänglich.
Sie befinden sich beide hinter der Bar, allerdings war bei meinem Besuch nur die Grotta sa Oche ausgeschildert.
Es handelt sich um zwei Höhlen, die durch einen Siphon von über 100 m Länge verbunden sind.

Bis in die 1960er Jahre galt dieses komplexe Karstsystem als die längste Höhle Italiens, mit einem Netz von Gängen, das sich über 16 km erstreckt.
Die Seen, die sehr großen Hallen, die Höhendifferenzen, die manchmal über 100 m betragen, sowie die Weitläufigkeit des Karstnetzwerks machen die Höhle zu einer der einzigartigsten Höhlen Sardiniens.
Von Höhlenforschern wird sie auch auch als „Grotta Palestra“ (Trainingshöhle) bezeichnet.
Hier gibt es immer wieder Erkundungen und speleologische Forschungen durch lokale, nationale und internationale Wissenschaftler.

Der Name „Sa Oche“ (die Stimme) leitet sich von den lauten Geräuschen ab, die das Wasser nach starken Regenfällen in der Höhle verursacht.
Manchmal läuft die Höhle über und die Wassermassen fließen mit Getöse aus dem Eingang der Höhle.

Grotta su BentuSu Bentu liegt etwa 60 m höher als der Eingang von Sa Oche.
Sie erreichen Su Bentu über einen schmalen Pfad, der gleich hinter der Bar links abzweigt und steil nach oben führt.
Aus dem Eingang von Su Bentu strömt meist ein kalter Luftstrom, welcher der Höhle ihren Namen „Su Bentu“ (der Wind) gab. In der Vergangenheit wurde dieser Luftstrom zur Konservierung von Lebensmitteln wie frischem Fleisch genutzt.

Anfahrt: Kurz vor dem Parkplatz von Su Gologone zweigt rechts eine Straße ab, die zunächst noch asphaltiert ist, dann aber in eine unbefestigte Piste übergeht, die etwa 7 km durch das Tal verläuft.
Am Ende gelangen Sie zu einem Parkplatz am Rifugio Sa Oche. (siehe Karte) Dort gibt es eine Bar und den Ticketverkauf für die Führungen.

Grotta Corbeddu

Grotta CorbedduDiese Höhle kann ebenso wie das Nuragherdorf nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden.
Die Corbeddu-Höhle, die sich über eine Länge von 150 Metern erstreckt, verdankt ihren Namen dem berühmten Banditen Giovanni Corbeddu, der sie während seiner langen Zeit im Untergrund als Unterschlupf nutzte.

Seit 1982 ist werden hier Ausgrabungen durchgeführt. Sie belegen, dass die Höhle von der Stein- bis zur Bronzezeit bewohnt war.
In den unteren Schichten wurden ein Fragment eines menschlichen Scheitelbeins und ein Oberkiefer gefunden, die auf etwa 14.000 v. Chr. datiert werden. Ebenso entdeckte man Werkzeuge aus Obsidian und Feuerstein, sowie Reste von Keramiken.
Diese menschlichen Relikte wurden zusammen mit zahlreichen Knochen ausgestorbener endemischer Tiere ausgegraben.

Tiscali

Monte TiscaliHier bauten die Nuragher in einer eingestürzten Doline eine abgeschiedene Siedlung, die durch die überhängenden Felswände vor der Hitze im Sommer und vor den kalten Winden im Winter geschützt war.
Die natürlichen Felswände wurden in die Bauwerke integriert, um die gesamte verfügbare Fläche optimal zu nutzen. Die Gebäude zeigen verschiedene Grundrissformen: quadratisch, rechteckig, rund und oval. Es wurden sowohl Wohngebäude wie auch Ställe nachgewiesen. Vermutlich lebten hier bis zu 200 Menschen.
Unklar ist die Wasserversorgung, da die nächste Quelle etwa 7 km entfernt ist.
Tiscali ist nur zu Fuß erreichbar – entweder aus dem Valle di Lanaittu oder aus dem Valle di Oddeone.
Eine Tourenbeschreibung für die Wanderung aus dem Valle di Lanaittu finden Sie hier.