Bosa und Umgebung
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Bosa
Die kleine Stadt liegt wunderschön eingebettet zwischen den umliegenden Bergen.
Der Fluss Temo hat sich hier sein Mündungstal gegraben und fließt ein paar Kilometer unterhalb von Bosa ins Meer. Bosa ist die einzige Stadt auf Sardinien, die direkt an einem Fluss errichtet wurde.
An den Hängen der Umgebung wird viel Wein angebaut, auch sonst wird auf Grund des hiesigen Wasserreichtums viel Landwirtschaft betrieben.
Schon zur Zeit der Nuragher war die Gegend bewohnt. Später siedelten sich hier Phönizier und Römer an. Die heutige Stadt begann erst zu wachsen, als die genuesische Festung errichtet wurde.
Diese Festung aus dem 12. Jahrhundert steht heute als Ruine immer noch auf dem Hausberg von Bosa.
Das malerische historische Zentrum von Bosa ist einzigartig und im Vergleich zu anderen Städten wie Alghero oder Sassari noch relativ ruhig.
Die schattigen und oft sehr engen Gassen laden auch in der heißen Jahreszeit zu einem Spaziergang ein.
Die wichtigste Straße der Altstadt ist der Corso Vittorio Emanuele, der noch ein historisches Granitpflaster hat. An den Seiten stehen hohe alte Palazzi mit teilweise prächtigen Fassaden, an denen eiserne Balkone hängen.
Am Ende des Corso steht die Cattedrale dell’Immacolata, die im 16. Jahrhundert erbaut und im 19. Jahrhundert rekonstruiert wurde. Dadurch mischen sich barocke und klassizistische Stilformen. Im Inneren ist sie mit herrlichen Deckengemälden, Altären und Schnitzereien geschmückt.
Der Temo bestimmt das Bild am Rand des centro storico. Eine solche Uferpromenade finden Sie auf Sardinien kein zweites Mal.
Eine Palmenallee zieht sich am Fluss entlang, am Ufer sind die blauen Fischerboote festgemacht. Wären die Autos nicht, würde man sich einige hundert Jahre zurückgesetzt fühlen.
Der Temo ist der einzige Fluss der Insel, der zumindest auf ein paar Kilometer Länge schiffbar ist.
Die alte Steinbrücke „Ponte Vecchio“ überspannt den Fluss. Sie war lange Zeit die einzige Verbindung zwischen den beiden Ufern.
Ausflugsboote bieten unterhalb der Brücke Touren an der Altstadt entlang und den Temo hinauf zur Kirche San Pietro.
Am anderen Ufer, direkt gegenüber der Palmenpromenade stehen noch die Gebäude einer alten Gerberei.
Wegen des ganzjährig reichlich verfügbaren Wassers entwickelte sich Bosa zum Zentrum der sardischen Leder- und Fellverarbeitung.
Die Felle und das Leder waren ehemals ein wichtiger Exportartikel.
Während des 2. Weltkrieges gab es einen letzten Aufschwung. Die Gerbereien von Bosa gehörten zu den wenigen, die die Qualitätsansprüche des Militärs erfüllten.
Das traditionelle Gerbereihandwerk konnte ab den 1960er Jahren nicht mehr mit der Industrialisierung und der Konkurrenz aus Fernost Schritt halten. So musste auch die letzte ansässige Firma schließen.
Vor einigen Jahren begann man, die noch stehenden Gebäude zu restaurieren, um sie vor dem drohenden Verfall zu bewahren. Heute beherbergen sie Restaurants, ein Museum und Wohnhäuser.
Museo delle Conce (Gerberei-Museum)
Das kleine Museum befindet sich in einem der ehemaligen Gebäude der Gerberei am Flussufer. Der Eingang liegt an der dem Temo abgewandten Seite.
Im Erdgeschoss besteht der Boden zu einem großen Teil aus Glas. Darunter sind die in den Boden eingelassenen Gerbgruben zu sehen.
An den Wänden stehen noch einige historische Maschinen für die Lederverarbeitung.
In den Vitrinen im Obergeschoss sind Werkzeuge zum Reinigen der Häute und andere Arbeitsgeräte ausgestellt.
Die Leder und Sattlerwaren aus Bosa waren wegen ihrer hervorragenden Qualität in vielen Ländern gefragt, wodurch die Stadt relativ wohlhabend wurde.
Museum „Casa Deriu“
Im Haus Nummer 59 des Corso Vittorio Emanuele befindet sich ein weiteres sehenswertes Museum.
Das dreistöckige Gebäude stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist weitgehend im Originalzustand erhalten. Es ist ein schönes Beispiel der alten luxuriösen Bürgerhäuser von Bosa.
In der zweiten Etage sind Wohnzimmer, Schlafraum, Ankleide- und Speisezimmer einer Familie erhalten. Das Piano aus Deutschland, die Bodenfliesen aus Florenz, die Wandbemalung und das teure Mobiliar zeugen vom damaligen Reichtum der Stadt und ihren Bewohnern.
In den beiden anderen Etagen befinden sich Ausstellungen von Künstlern aus Bosa.
Im Ticketpreis ist auch eine Führung in Italienisch oder Englisch enthalten.
Castello Malaspina
Wer gut zu Fuß ist, kann die Burganlage von der Altstadt über etliche Treppen und Gassen erreichen.
Die Stadt zieht sich den Hang hinauf bis fast vor die Festungsmauer. Je weiter Sie nach oben kommen, umso einfacher werden die Häuser. Während die reichen Bürger unten am Fluss wohnten, mussten sich die einfachen Leute an den steilen Hängen des Serravalle niederlassen.
Mit dem Bau der Anlage wurde im Jahr 1112 begonnen. Als die Burg im 13. Jahrhundert fertig war, fing die hiesige Bevölkerung an, sich im Schutz der Festung anzusiedeln und das heutige Bosa entstand.
Der Burghof wird von einer hohen Mauer umgeben, die mit einigen Türmen verstärkt ist. Der nördliche Turm wurde im 14. Jahrhundert von Giovanni Capula neu errichtet. Dieser Baumeister schuf auch den Torre di San Pancrazio sowie den Torre dell’Elefante in Cagliari.
Die verfallenen Wehrgänge wurden im Verlauf der Restaurierungsarbeiten teilweise neu errichtet, so dass man fast die gesamte Festung entlang der Mauer umrunden kann.
Von oben bieten sich immer wieder herrliche Ausblicke auf die Altstadt von Bosa und den Temo entlang, bis ans Meer nach Bosa Marina.
Flussaufwärts reicht der Blick in das fruchtbare Tal hinein, auch die Kirche San Pietro ist von hier oben gut zu sehen.
In der Burgkapelle „Regnos Altos“ wurde 1972 bei Restaurierungsarbeiten ein gut erhaltener Freskenzyklus entdeckt, der etwa im Jahr 1345 entstand.
Um 1410 eroberten die Spanier Bosa mitsamt des Castello. Sie machten die Burg zu einer Militärgarnison, verstärkten die Festungsmauern und bauten neue Türme.
San Pietro Extramuros
Die Kirche steht im Tal des Temo, etwa 2 km flussaufwärts von der Ponte Vecchio. (siehe Karte)
Der Name „extramuros“ leitet sich davon ab, dass sie sich außerhalb der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Bosa befand.
Ursprünglich stand hier in der Umgebung des Gotteshauses das alte Bosa (Bosa Vetus). Erst mit der Fertigstellung des Castello Malaspina begann sich die heutige Stadt zu entwickeln.
Der Bau verlief in drei Abschnitten und begann im Jahr 1062, nachdem die Stadt im Jahr 1060 Sitz einer Diözese wurde. Zunächst als Kathedrale im romanisch-lombardischen Stil errichtet, kamen in den späteren Bauphasen verschiedene Anbauten und gotische Elemente hinzu.
Das Innere ist sehr schlicht gehalten. Über dem Weihwasserbecken hängt noch eine Tafel, deren lateinische Inschrift der Weihe im Jahr 1073 gewidmet ist.
Während die Kirche aus rotem Trachyt besteht, wurde über dem Eingang ein Architrav aus Kalkstein eingefügt, auf dem Heiligenbilder zu sehen sind.
Bosa Marina
Der kleine Badeort ist nur knapp 3 km vom Stadtzentrum entfernt.
Der Strand ist über 150 m breit, sehr sauber und besteht aus feinem, braunen Sand. Er umschließt eine 800 m lange Bucht, die bis zur Isola Rossa reicht.
Die kleine Felsinsel ist über eine Mole mit dem Land verbunden, oben steht ein spanischer Sarazenenturm.
Unterhalb des Turmes gibt es ein paar Anlegestellen für Boote und auf den Felsen stehen noch einige alte Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg.
Durch die Nähe zur Altstadt kann man bei einem Tagesausflug nach Bosa eine Stadtbesichtigung prima mit einem Badetag verbinden. Durch seine besondere Lage ist der Strand selbst an windigen Tagen bestens vor Wellen geschützt und deshalb vor allem für Familien mit kleinen Kindern empfehlenswert.