Fordongianus, Lago Omodeo und Umgebung

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Fordongianus, am TirsoFordongianus liegt am Tirso, einem der größten Flüsse der Insel. Selbst im Hochsommer führt er noch reichlich Wasser.
Eine Brücke aus rötlichen Trachyt-Blöcken führt über das Flusstal ins Zentrum.

Der Name Fordongianus geht auf die römische Siedlung Forum Traiani zurück.
Hier, an der Grenze zur Barbagia (welche die Römer nie erobern konnten), entstand zunächst die römische Garnision „Aquae Hypsitanae“.
Diese sollte den Schutz der römisch kontrollierten Gebiete in der Tirso-Ebene gewährleisten und befand sich auf halber Strecke zwischen den römischen Siedlungen Caralis (Cagliari) und Turris Lybissonis (Porto Torres).
Bald entwickelte sich hier ein wichtiger Handels- und Marktplatz für den friedlichen Austausch mit der Bevölkerung im Inneren Sardiniens. Diese zentralen Plätze wurden von den Römern „Forum“ genannt, woraus sich unter Kaiser Trajan der Name „Forum Traiani“ entwickelte.

Die römische Therme

Fordongianus, römische ThermeDie antike Thermalanlage ist die wichtigste Sehenswürdigkeit von Fordongianus.
Begünstigt durch die Thermalquellen, aus denen 40-56°C heißes Wasser fließt, entstand ein prächtiger Komplex aus zwei römischen Bädern.

Der Komplex bestand aus zwei Gebäuden aus dem 1. und 3. Jahrhundert n. Chr..
Im älteren Bad nutzte man die heiße Quelle und sorgte mit einem ausgeklügelten System für eine Regulierung der Wassertemperatur. Dabei wurde das Thermalwasser über Sperren aus Bronze mit dem kalten Wasser aus anderen Quellen gemischt, bevor es in das große Becken floss.
Dieses Becken war von einem Tonnengewölbe überdacht, das heute nur noch teilweise auf einer Seite erhalten ist. (Foto)

Fordongianus, römische ThermeIm später gebauten Bad wurde das Wasser durch Holzfeuer erwärmt. Dadurch war auch eine Heizung der Wände und Fußböden mit Heißluft möglich. Wie die meisten römischen Bäder war das Gebäude in einen Umkleideraum (Apodyteriumm) und Räume mit Becken unterschiedlicher Wassertemperatur (Frigidarium, Tepidarium und Calidarium) unterteilt.

Die Ruinen der römischen Thermalbäder werden von einer Kooperative betreut.
Beim Kauf des Tickets erhält man einen Audio-Guide, der in mehreren Sprachen (auch deutsch) über die Anlage informiert.

Ablaufbecken der römischen ThermeUnterhalb der antiken Anlage gibt es auch zwei Becken, die von dem heißen Wasser durchflossen werden. In diese kann man zumindest einmal kurz die Hand hinein halten.
Von hier läuft das Wasser in den Tirso und kühlt schnell ab.
Falls Sie an der Mündung hinein waten wollen, seien Sie vorsichtig – innerhalb von ein paar Metern herrschen große Temperaturunterschiede.

Die heilsame Wirkung der Mineralquellen können Sie heute in einer modernen Thermalanlage am gegenüber liegenden Flussufer nutzen.

www.forumtraiani.it/

Casa Aragonese

Casa AragoneseDer Eintritt zum Haus ist im Ticket für die römische Therme inbegriffen.

Von den Bädern führt ein Weg nach oben in den Ort.
Man kommt zunächst an den Resten einer römischen Straße vorbei, die aus großen Basaltplatten gebaut wurde.

Oben im Ort gelangt man zum Casa Aragonese, einem aristokratischem Gebäude aus dem 16. Jahrhundert.
Das Haus war in Familienbesitz und durchgehend bewohnt, bis es 1978 an die Gemeinde verkauft wurde. Es folgten umfassende Restaurierungsarbeiten und die Öffnung für Besucher.
Das Gebäude ist ein typisches Beispiel für die Bauweise eines reichen Wohnhauses im Inneren Sardiniens. So besteht die Dachkontruktion aus einem Holzrahmen, der zunächst mit Schilf gedeckt ist, auf dem wiederum die Dachziegel ruhen. Diese Anordnung sorgt in den heißen Sommermonaten für eine gute Isolierung.
Als Baumaterial wurde roter Trachyt verwendet. Die Türöffnungen und Fenster sind aufwändig im spanisch-aragonesischen Stil gearbeitet, was dem Haus seinen Namen gab.

Chiesa San Lussorio

Chiesa San LussorioDie hübsche Kirche aus rotem Trachyt steht an der SS 388, etwa 1 km westlich von Fordongianus.
Benannt ist das Gotteshaus nach San Lussorio, einem römischen Soldaten, der zum Christentum bekehrt wurde. Während der Christenverfolgungen unter Diokletian erlitt er hier sein Martyrium.

Bereits im 4. Jahrhundert wurde ihm zu Ehren ein unterirdisches Grab gebaut, das heute die Krypta der Kirche bildet.
Das im romanischen Stil errichtete Gebäude stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde von Vittorini-Mönchen gebaut, die es sich zur Pflicht gemacht hatten, Stätten von Märtyrern aufzuwerten.
Eine Reihe von Einstürzen und Zusammenbrüchen machte zahlreiche Umbauten und Reparaturen nötig, so dass die Kirche ihr Aussehen im Lauf der Zeit immer wieder veränderte.

Lago Omodeo

Lago Omodeo, StaumauerDer See ist nicht nur der größte Stausee Sardiniens, sondern auch von ganz Italien.
Anfang 1923 wurde die erste Staumuer (Foto) fertig gestellt. Der Entwurf stammte von dem Ingenieur Angelo Omodeo, nach dem der entstehende See benannt wurde.
Heute bedeckt das Wasser einige prähistorische Stätten und das ehemalige Dorf Zuri.
Die Anlage des Stausees war Teil des Projektes, die Wasserkraft zur Stromerzeugung zu nutzen, sowie die Tirso- und Campidano-Ebene zu bewässern.

Weil die Struktur des ersten Dammes gefährdet war, wurde von 1982-96 weiter flussabwärts ein neuer Damm gebaut. Dieser trägt den Namen der sardischen Nationalheldin Eleonora d’Arborea.

San Pietro di Zuri

San Pietro di ZuriNachdem der erste Staudamm für den künftigen Lago Omodeo fertig gestellt war, mussten die Einwohner von Zuri ihr altes Dorf verlassen und der Ort wurde innerhalb kurzer Zeit an einer höher gelegenen Stelle neu errichtet.
Bei niedrigem Pegelstand sollen die alten, im See versunkenen Häuser noch zu sehen sein.
Die Kirche San Pietro des alten Zuri wurde vorsichtig Stein für Stein abgetragen und im neuen Dorf originalgetreu wieder aufgebaut.
Das spätromanische Bauwerk stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde aus roten Trachyt-Blöcken errichtet.
Über dem Eingang befindet sich ein Flachrelief, das Petrus, Maria mit Jesus und fünf Apostel darstellt.
Das Innere der Kirche ist sehr schlicht gehalten, die Dachkonstruktion wurde komplett aus Holz gefertigt.

Soddi

versteinerte BaumstämmeVon Zuri können Sie noch einen Abstecher ins benachbarte Soddi machen.
Auf der Fahrt öffnen sich immer wieder schöne Ausblicke über den Stausee und von Soddi führen auch einige schmale Straßen hinunter ans Ufer.
Selbst in der Hochsaison ist es da unten sehr ruhig, kaum ein Tourist kommt hierher.
Am und im See wurden zahlreiche versteinerte Baumstämme gefunden, von denen inzwischen leider viele gestohlen wurden.

Vor der Kirche Santa Maria Maddalena sind einige schöne Exemplare dieser Fossilien aufgestellt. (Foto)
Die Struktur der versteinerten Baumstämme ist so gut erkennbar, dass man auf den ersten Blick den Eindruck hat, hier hätten erst vor kurzem noch Bäume gestanden.
Am Abzweig zur Kirche steht ein brauner Wegweiser „tronchi pietrificati“. (siehe Karte)